A - B - C - D - E - F - G - H - I - J - K - L - M - N - O - P - Q - R - S - T - U - V - W - X - Y - Z

Courtage und Provision

[su_youtube_advanced url=“https://youtu.be/9MkC7bljCHM“ rel=“no“ https=“yes“]

Der Begriff Courtage wird als Synonym für den in Deutschland geläufigeren Begriff Provision genutzt. Dabei handelt es sich um Geld, das ein Makler oder Vermittler bekommt, wenn er ein Produkt oder eine Dienstleistung korrekt vermittelt. Oft ist aber unklar, von wem dieser diesen Betrag bekommt. Des Weiteren findet man den Begriff Provision in diversen Branchen, über die wir hier aufklären.

Zwei Begriffe – viele Anwendungen

Geschäftsmann unterzeichnet Vertrag

Bild: Courtage oder Provision? – Wir decken alle Unterschiede auf! Bildquelle: Uber Images – 334043420 / Shutterstock.com

Häufig werden die zwei Begriffe durcheinandergebracht – schließlich umschreiben sie theoretisch das Gleiche. Dabei handelt es sich bei den Begriffen Courtage und Provision keinesfalls um sogenannte Synonyme – es gibt einen klaren Unterschied zwischen ihnen.

Courtage: Eine Vermittlungsgebühr, die frei verhandelbar ist. Abhängig von Branche, variiert die übliche Höhe der Courtage entsprechend.

Provision: Eine Vermittlungsgebühr, die gesetzlich oder vertraglich festgelegt ist. Meist wird sie durch einen Prozentsatz festgelegt, der sich an der vermittelten Dienstleistung orientiert. Eine Provision ist bei Dienstleistungsberufen gesetzlich vorgeschrieben. Zu finden ist sie im § 354 Abs. 1 HGB.

Gemeinsam haben die beiden Begriffe, dass sie als Entlohnung für die Vermittlung einer Dienstleistung jeglicher Art fungieren.

Ein kompakter Überblick

Generell findet man Courtagen und Provisionen in verschiedenen Sektoren von Dienstleistungs-Unternehmen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Unternehmen aus folgenden Bereichen:

  • Immobilien-Makler: Bei der erfolgreichen Vermittlung eines Hauses oder einer Wohnung verdient ein Immobilien-Makler eine Provision. Diese verläuft prozentual zum Wert der Immobilie bei einem Kauf oder der Höhe der Miete bei einer Mietwohnung.
  • Versicherungen: Hat ein Versicherungs-Angestellter einen entsprechenden Versicherungs-Vertrag an den Kunden bringen können, wird er mit einer Provision belohnt, die sich nach dem Umfang und den Leistungen der Versicherung richtet.
  • Aktien-Börse: Broker, die mit Wertpapieren handeln, bekommen bei entsprechend intelligentem Kauf und Verkauf von Aktien eine sogenannte Courtage. Im Aktien-Sektor spricht man gerne von einer Courtage, letzten Endes ist aber eine Provision gemeint.
  • Banken: Auch Bankberater bekommen für die Vermittlung von Krediten und anderen Dienstleistungen eine Provision. Diese unterscheidet sich jedoch von Bank zu Bank und von Dienstleistung zu Dienstleistung immens.

 Die verschiedenen Sektoren

Aus der oben aufgeführten Auflistung gehen die verschiedenen Bereiche hervor, die wir hier etwas genauer betrachten:

Provision von Immobilien-Maklern

Infografik über Maklerprovisionen in Deutschland

Infografik: Maklerprovisionen in Deutschland nach Bundesländern im Jahr 2011 (inkl. 19% Mehrwertsteuer). Grafikquelle: Eigene Darstellung

Dass ein Immobilien-Makler aus der Provision sein Gehalt bezieht, ist soweit klar. Was die Wenigsten jedoch wissen ist, dass dieser einen rechtlichen Anspruch auf seine Provision hat. Laut §652 BGB müssen folgende Kriterien erfüllt werden, damit der Makler auf sein Recht bestehen kann:

  • Im Voraus wurde ein gültiger Vertrag zwischen Kunde und Makler geschlossen, in dem der Prozentsatz der Provision klar festgelegt ist.
  • Der Makler hat nachgewiesen eine Tätigkeit ausgeführt, die seinem Berufsfeld entspricht.
  • Ein Mietvertrag oder ein Kaufvertrag wurde durch Zutun des Maklers geschlossen.
  • Aufgrund der Arbeit des Maklers kam es zum Vertragsschluss.
  • Der Vertrag verliert nach Zahlung der Provision seine Gültigkeit nicht.

Das Besteller-Prinzip der Bundesregierung

Am 1. Juni 2015 wurde von der Bundesregierung das sogenannte Besteller-Prinzip eingeführt. Das ermöglicht nun Maklern ein freieres Arbeiten und dem Kunden weniger Verpflichtungen. Vor der Verabschiedung dieses Gesetzes musste in der Regel der Käufer bzw. der Mieter einer Immobilie für die Provision des Maklers aufkommen. Nun wird der Makler jedoch von dem gezahlt, der ihn beauftragt hat – selbsterklärend: Besteller-Prinzip: „Wer den Makler bestellt, zahlt ihn auch!“

Ein großer Erfolg

Tatsächlich entpuppte sich diese Regelung zur Bezahlung der Makler-Provision als voller Erfolg: Während bis dato der Käufer oder der Mieter für die Provision des Immobilien-Vermittlers aufkommen musste, wird diese in der Zwischenzeit in 98 % aller Fälle vom Verkäufer oder Vermieter gezahlt!

Regionale Aufteilung

In manchen Bundesländern darf die Maklerprovision zwischen Käufer und Verkäufer bzw. zwischen Mieter und Vermieter aufgeteilt werden. Zu welchem Teil jedoch ist gesetzlich geregelt:

Bundesland Vollständiger

Provisions-Betrag

Anteil des

Verkäufers / Vermieters

Anteil des Käufers / Mieters
Baden-Württemberg 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Bayern 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Berlin 7,14 % 0 % 7,14 %
Brandenburg 7,14 % 0 % 7,14 %
Bremen 5,95 % 0 % 5,95 %
Hamburg 6,25 % 0 % 6,25 %
Hessen 5,95 % 0 % 5,95 %
Mecklenburg-Vorpommern 5,95 % 2,38 % 3,57 %
Niedersachsen 7,14 % oder 4,76 bis 5,95 % 0 % bis 3,57 % 3,57 % bis 5,95 %
Nordrhein-Westfalen 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Rheinland-Pfalz 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Saarland 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Sachsen 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Sachsen-Anhalt 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Schleswig-Holstein 7,14 % 3,57 % 3,57 %
Thüringen 7,14 % 3,57 % 3,57 %

*Datenquelle: immoverkauf24;

Provision von Versicherungen

Provisionsertrag mit Versicherungsprodukten

Infografik: Die höchsten Einnahmen an Provisionen werden durch Schaden- und Unfall-Versicherungen erzielt. Grafikquelle: Eigene Darstellung

Versicherungsberater haben es nicht leicht. Ein Großteil der Vermittler von Versicherungen leben hierzulande ausschließlich von ihrer Provision. Das Problem dabei: Es müssen immer mehr Kunden geworben werden – und das kontinuierlich. Die angebotenen Versicherungen sind dabei recht vielfältig, jedoch lässt sich mit Schaden- und Unfall-Versicherungen am meisten Geld verdienen. Lebensversicherungen nehmen nur den zweiten Platz ein, Krankenversicherungen bilden das Schlusslicht.

Vorsicht bei Vermittlungen

Als Versicherter sollte man jedoch aufpassen: Viele Versicherungsmakler berechnen zusätzlich zur Provision auch ihre Beratung – was der Kunde oft erst im Nachhinein merkt und dadurch entsprechend unzufrieden wird. Deshalb sollte man grundsätzlich vor jeder kostenpflichtigen Beratung die Rahmenbedingungen checken und auch das Kleingedruckte im Vertrag lesen.

Courtage von Aktienhändlern

Die meisten Menschen misstrauen mit Geld Schaffenden

Infografik: Über die Hälfte aller Befragten sind Leuten, die mit Geldgeschäften ihren Unterhalt verdienen, misstrauisch gegenüber. Grafikquelle: Eigene Darstellung

Leonardo DiCaprio zeigt im Film „The Wolf of Wall Street“ das Leben eines Aktienhändlers, wie man es sich vorstellen würde – und sich die meisten Trader auch wünschen würden. Die Realität ist kurioserweise gar nicht so weit von der Fiktion entfernt. Viele Trader schwimmen förmlich in Geld – doch nur wenige schaffen das dauerhaft. Dazu kommt, dass viele Trading-Prozesse in der Zwischenzeit durch entsprechende Programme automatisiert werden und dass durch die Online-Verfügbarkeit der Märkte die Konkurrenz stark gestiegen ist.

Börsencrash ist schuld

Zu allen Problemen kommt hinzu, dass der Trader von heute nicht mehr das Ansehen und dadurch auch die Unterstützung von damals bekommt. Das liegt primär am Börsencrash, der das gesamte Aktiengeschäft ins Wanken brachte und es nach außen hin schlecht aussehen ließ. Das Vertrauen der Bevölkerung in Menschen, die mit reinen Geldgeschäften ihren Lebensunterhalt verdienen, sinkt stetig. Die Gründe dafür sind unterschiedlich:

  • Es ist für den Großteil der Menschen kein echtes Handwerk.
  • Wer nur mit Geld handelt, wird oft auch des Betrugs verdächtigt.
  • Laien und Unwissende können Geldgeschäfte nicht immer nachvollziehen.
  • Aktienmärkte sind für Fachfremde sehr undurchsichtig.

Provision im Bankwesen

Gehaltskomponenten im Banken Vertrieb

Infografik: Bankgehälter bestehen zu einem Großteil aus Provisionsgeldern. Nur etwa ein Viertel der Banken plant, den Provisions-Anteil zu verringern. Grafikquelle: Eigene Darstellung

Im Banken- und Kredit-Sektor sind Provisionen aller Art üblich. Besonders bei der Aufnahme eines Kredits profitieren die Kundenberater der Banken immens. Das oben gezeigte Schaubild zeigt deutlich die Entwicklung der Gehälter im Bankwesen: Aufgrund der hohen Einnahmen geht der Trend eindeutig zu einer stärkeren Orientierung an den Provisionen der einzelnen Berater. Im Vergleich zu den Versicherungsberatern lassen sich Bankberater in der Regel aber nur die Provision und nicht die Beratung an sich bezahlen!

Provisionserträge so hoch wie noch nie

Infografik Provisionserträge der Banken in Deutschland

Infografik: Die Tendenz der Erträge aus Provisionen bei Banken sind so hoch wie noch nie – Tendenz steigend! Grafikquelle: Eigene Darstellung

Banken haben in den letzten Jahren immer mehr Kreditanfragen, was zu mehr abgeschlossenen Kreditverträgen und dadurch zu entsprechend größeren und häufigeren Einnahmen und Provisionen führt. Des Weiteren handeln auch Banken mit Wertpapieren, bei denen die Gewinnspanne deutlich höher ist.

Immer auf der Lauer

Beratungs-Gespräch mit einem Wertpapier Berater

Vorsicht bei Beratungs-Gesprächen mit Beratern. Oft zahlt man diese als Verbraucher doppelt! Bildquelle: pixfly – 529008256 / Shutterstock.com

Für Geschäftstreibende auf Provisions-Basis ist die Provision oder Courtage selbstverständlich der Mittelpunkt des geschäftlichen Daseins. Ein Wertpapier-Händler kann mit einer erfolgreichen Vermittlung von Aktien schnell mal mehrere Tausend Euro Gewinn erzielen, ein Bankberater mit dem Abschluss eines Kundenkredits mehrere Hundert Euro und ein Versicherungsberater kann – wenn er es gut anstellt – sogar lifetime von der Versicherung des Kunden in Form von Provision profitieren!

Verbraucher müssen aufpassen

Als Verbraucher tappt man jedoch schnell leichtgläubig in die Falle der Abzocke. Um dem Unglück zu entgehen, sollte man stets vorsichtig sein, welche Dienstleistung man zu welchen Bedingungen in Anspruch nimmt! Das Kleingedruckte im Vertrag ist stets zu lesen!

 

 

Bildquellen:

pixfly – 529008256 / Shutterstock.com

Uber Images – 334043420 / Shutterstock.com